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Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz

(10.11.2014)

PRESSEMITTEILUNG VON LVU, LZG, PFALZKLINIKUM UND STIFTUNG KULTURVERRÜCKT

Rund 200 Teilnehmer informierten sich am 10. November im Erbacher Hof in Mainz über „Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz“. Eingeladen hatten dazu die Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz (LVU), die Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e. V. (LZG), das Pfalzklinikum - Dienstleister für seelische Gesundheit, und die Stiftung „kulturverrückt“.

„Wir haben einen Nerv der Zeit getroffen", sagte Dr. Gerhard F. Braun in seiner Begrüßung. Der LVU-Präsident erinnerte daran, dass jeder sechste Krankheitstag auf psychische Erkrankungen zurückzuführen sei. „Die psychische Gesundheit ist daher längst in den Fokus der betrieblichen Gesundheitsförderung gerückt.“

David Beitz vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall erläuterte in seinem Vortrag, dass Arbeitgeber nach dem Arbeitsschutzgesetz verpflichtet sind, in der Gefährdungsbeurteilung psychische Belastungen bei der Arbeit zu berücksichtigen. Beitz differenzierte daher klar zwischen dem gesetzlich verpflichtenden Arbeitsschutz und der freiwilligen betrieblichen Gesundheitsförderung.

Den einzelnen Mensch rückte anschließend das Theaterstück „Totalausfall“ vom „Werkraum Karlsruhe“ in den Mittelpunkt. Zwei Schauspieler stellten dar, wie persönliche, private, gesellschaftliche und berufliche Faktoren in den seelischen Zusammenbruch führen können. Das Stück ist entstanden in Zusammenarbeit von Künstlern, Betroffenen und professionellen Helfern aus Gesundheits- und Sozialunternehmen. Projektträger von „Totalausfall“ ist die 2013 gegründete Stiftung „kulturverrückt“
„Es hat mich sehr berührt, wie die Probleme der Betroffenen vor allem emotional auf den Punkt gebracht wurden“, griff Dr. Sylvia Claus in ihrem Vortrag das Stück auf. Die Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Klingenmünster begann ihren Vortrag „Erschöpfung, Burn-out, Depression: Zwischen gesellschaftlichem Zeitgeist und seelischer Erkrankung“ mit einer Differenzierung der drei Begriffe: Wer erschöpft sei, brauche Erholung, wer sich ausgebrannt fühle, benötige Unterstützung und wer die Diagnose Depression bekomme, könne darauf vertrauen, dass die Krankheit gut behandelbar sei. „Seien Sie aufmerksam“, empfahl Dr. Claus, denn eine unbehandelte Depression könne zu Chronifizierung führen. Als Vorsitzende des Bündnisses gegen Depression Landau / Südliche Weinstraße plädierte sie für Information und Prävention, die sich bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen als sehr erfolgreich erwiesen habe. Als Beispiel führte die Ärztin eine Kampagne im Nürnberger Raum an, mit der die Suizid-Rate deutlich gesenkt werden konnte.

Wie Unternehmen und Bündnisse gegen Depression erfolgreich zusammenarbeiten können, illustrierten Jane E. Splett aus Essen und Christiane Kortmann von Evonik Industries in einem Talk mit SWR-Wirtschaftsressortleiter Gerhard Hohmann.
Die Impulse aus den Vorträgen vertieften die Teilnehmer anschließend in fünf verschiedenen Workshops: „Nur ausgepowert oder schon krank? Wie Vorgesetzte seelische Erkrankungen erkennen und ansprechen können“, stellte Heike de Haan, Sozialarbeiterin aus dem Pfalzklinikum, an praktischen Beispielen dar. „Zehn goldene Regeln“ hatte sie dazu als Gedächtnisstütze mitgebracht.

„Der Chef macht’s! Gibt es gesundes Führen?“ fragte Birgit Fuchs, Einrichtungsleiterin Betreuen - Fördern - Wohnen im Pfalzklinikum, und kam mit den Teilnehmern unter anderem zu dem Ergebnis: Führung brauche Zeit, und die müssten Vorgesetze einplanen und Unternehmen einräumen.

„Alkohol, Pillen & Co. - Substanzmittelmussbrauch gibt es so wie so unter den Mitarbeitern. Besser Sie sprechen das rechtzeitig an, erkennen die Probleme und reagieren angemessen“, empfahl Werner Ohlow, Oberarzt in der Abteilung für Abhängigkeitserkrankung des Pfalzklinikums, den Teilnehmern seines Workshops.

Zum richtigen Umgang mit häufig und für lange Zeit erkrankten Mitarbeitern bot Rechtsanwalt Niklas Benrath von der LVU einen Workshop an. Der Arbeitsrechtler stellte dazu das gesetzlich vorgeschriebene Betriebliche Eingliederungsmanagement und die stufenweise Wiedereingliederung nach dem Hamburger Modell dar.

Weitere Infos:

www.lzg-rlp.de

www.lvu.de

www.pfalzklinikum.de